Volksschule Stöppach- Lehrer-

Rückblick

100 Jahre Volksschule Stöppach / Rückblick
Es ist sehr erfreulich, daß die Lehrer unserer nun hundert Jahre alt gewordenen Stöppacher Schule es sich angelegen sein ließen, in einer Schulchronik aufschlußreiche Aufzeichnungen zu hinterlassen. Aus dem von Kantor Georg Alwin Gotthardt Krauß angelegten Buch, von ihm „Matrikel" tituliert, kann man schon einiges über Werden, Wesen und Wirken der Schule erfahren. Kantor Edmund Fickel, der nach dem Weggang von Kantor Krauß von 1872 bis 1911, also fast vier Jahrzehnte lang, an der Stöppacher Schule wirkte, hat dabei den Rahmen des rein Schulischen weitgehend gesprengt und auch allgemeine Dinge des dörflichen, ja staatlichen Lebens festgehalten. Sicher wird es begrüßt werden, wenn wir auch diese Einträge des verdienten Schulmannes berühren, zumal jene Begebenheiten ja nie ohne Einwirkung auf die Schule blieben.

Alwin Krauß - erster Lehrer





1.Lehrer: Kantor Alwin

Krauß





Im Jahre 1862 wurde der Beschluß gefaßt, in Stöppach eine Schule zu bauen. Haarth und Hohenstein unterstützten diesen Plan. Für die Errichtung einer Schulstelle genügte aber die Kinderzahl dieser drei Gemeinden nicht. Als Wohlbach dazukam, war man am Ziel. Scherneck, Meschenbach und Ziegelsdorf mußten der Gemeinde Stöppach „636 n rhl." zum Schulbau beisteuern. Die Besoldung des Schernecker wie des Stöppacher Lehrers bestritten aber weiterhin alle Gemeinden gemeinsam. „Eine wahre Begeisterung war für dieses Werk Gottes bei den Gemeindegliedern zu Stöppach. Ein jeder wollte tun, so viel in seinen Kräften stand", schreibt Lehrer Krauß. Im Frühjahr wurde der Schulbau begonnen. Maurermeister Luther (Scherneck) führte die Maurer-, Zimmermeister Caspar Stegner die Zimmererarbeiten aus. Die Stöppacher und Haarther halfen dabei. Am 15. Juli 1862 war Richtfest, wobei Zimmergeselle Johann Geiger „einen dazu gut gewählten Richtspruch deklamierte". Nach vieler Mühe kam es endlich dahin, daß die Schule durch eine Deputation des herzoglichenStaatsministeriums eingeweiht und der Lehrer eingewiesen werden konnte. Von seiten des Bauaufsehers Dietrich Höhn war die Schule festlich mit Kränzen und Girlanden geschmückt.

Am 15. Oktober desselben Jahres versammelte sich ein großerTeil der Schulgemeinde und wartete auf die Ankunft des Ober-konsistorialrats Dr. Meyer und des Epho-ralverwesers Rose. Die Schulkinder hatten einen Halbkreis um den Schuleingang gebildet. Nach einem Lied übergab Bauaufseher Höhn den Schlüssel, Herr Ephorus Rose öffnete die Tür und lud zum Eintreten auf. Nach einem weiteren Lied hielt Pfarrer Herda die Festrede, der Ephorus
die Erinnerungsrede. Oberkonsistorialrat Dr. Meyer appellierte anschließend an alle, für ein recht inniges Verhältnis zwischen Schule und Gemeinde zu sorgen.

Dietrich Höhn, der als Lokaldichter bekannt war, hatte zu dem großen Anlaß ein Poem verfaßt, das er wahrscheinlich selbst vortrug. Jedenfalls entsinnen sich seine Nachfahren (Familie Bleitner) noch heute einiger Reime:

„Hier ist der Schlüssel zu der Tür, wo wir alle stehn davür. Die blauen Adern in dem Stein, die machen erst die Schule fein!"

Lehrer Krauß schreibt abschließend dazu: „Besonders verdient gemacht hat sich der Schultheiß Andreas Bohl von Stöppach; ihm wird die Nachwelt danken. Außerdem haben es sich die Schultheißen Georg Ritz (Wohlbach) und Brückner (Haarth) angelegen sein lassen, dies heilige Werk erbauen zu helfen."

Unter „Abriß meines Lebens" hat Krauß sein Leben aufgezeichnet. Stöppachs erster Lehrer wurde am 23. Februar 1842 in Rodach als Sohn eines Kantors geboren. Als er noch nicht ganz zwei Jahre alt war, wurde sein Vater nach Scherneck versetzt. „Im 5. Jahre meines Lebens ging ich schon in die Schule zu Scherneck und blieb daselbst bis zu meiner Entlassung 1856. Zur Vorbereitung auf den Lehrerberuf genoß ich bei Herrn Pfarrer Herda und Herrn Pfarrer Schumann zu Untersiemau besondere Stunden. 1857 verließ ich Scherneck und besuchte die Ratsschule zu Coburg. Nach einer Prüfung wurde ich ins Cobur-ger Lehrerseminar aufgenommen. Nach dreijährigem Kursus wurde ich Schulamts-kandidat. Meine erste Tätigkeit fand ich bei Herrn v. Könitz als Hauslehrer. Im gleichen Jahr wurde ich Verweser der zweiten Lehrstelle zu Scherneck. Diese Stelle versah ich einunddreiviertel Jahr.
  Am l5. Oktober 1862 wurde ich in Stöppach eingewiesen."

Lehrer Krauß berichtet regelmäßig über Schulvisitationen und auch über die Schulfestlichkeit zum 50. Gedenktag der Völkerschlacht bei Leipzig: „Abends wurde ein Freudenfeuer geschürt."

Vor dem Eintrag seiner Versetzung an die erste Lehrstelle zu Großwalbur (1. 4. 1872) hat Lehrer Krauß ein tragisches Erlebnis aufgezeichnet: „Am 7. Dezember 1871 verschied in der hiesigen Schule der Lehrer Georg Nicol Krauß von Scherneck. Er war die erste Person, welche in der neuen Schule starb." (Sicherlich handelt es sich um den Vater des Lehrers.)
Kantor Edmund Fickel

Edmund Fickel wurde am 28. August 1850 in Ritschenhausen bei Meiningen geboren. Er besuchte nach seiner Volksschulzeit das Gymnasium Bernhardinum in Meiningen, „wo ich fünf Jahre verweilte und die Klassen bis Secunda I absolvierte". Anschließend besuchte er das Lehrerseminar in
Coburg, machte nach einem Jahr sein Abschlußexamen und kam an die Schule Untersiemau. Nach einjähriger Tätigkeit dort-selbst wählten ihn die Stöppacher
zu ihrem Lehrer.
„Am 22. April 1872 zog ich nach Stöppach, wo ich freundlich und feierlich empfangen wurde. Am folgenden Tag wurde ich durch Pfarrer Herda von Scherneck eingewiesen."
Aus Kantor Fickels Aufzeichnungen erfahren wir, daß die Schule vom 19. September bis 21. Oktober 1872 „wegen allgemeiner Krankheit der Kinder" geschlossen werden mußte. Regelmäßig kehren Einträge über Schulvisitationen (Schulrat Heckenhayn) und Turnvisitationen wieder. Einträge über die Feier des Sedantages werden von solchen abgelöst, die kurz „Actus für den Kaiser, Luther, Schiller, Rückert" genannt werden. Ganze Seiten sind Verfügungen des Schulinspektors gewidmet, deren detaillierte Anweisungen Kantor Pickel genau festgehalten hat. Ein Eintrag besagt: „Durch das Mittwoch, den 28. November 1877 von 9—3 Uhr tagende Schulamt im Trunzerschen Wirtschaftshause Scherneck wurde die Trennung der Schulen Stöppach und Scherneck auf den 1. 1. 1878 definitiv beschlossen. Stöppach erhält 1209 Mark zurück." Einen seitenlangen Bericht, indem er nicht mit Superlativen spart, gibt der Lehrer über die Sedanfeier 1879. Danach wurde am 2. September ein Freudenfeuer auf dem „Stein- und Freudenhügel" geschürt, wozu nicht nur die hiesigen, sondern auch Schernecker Ortsbewohner Holz lieferten. „Ein Fackelzug mit Musik bewegte sich unter dem Donner der Geschütze von der Schule aus nach dem genannten Hügel. Durch die Nacht erklangen herrlich tönende Vaterlandslieder des Gesangvereins unter Leitung des Direktors E. Fickel." Der folgende Tag vereinte die Stöppacher mit den Scherneckern zum Festgottesdienst. Am Nachmittag bewegte sich ein Festzug durch Stöppach. — Die 25-Jahr-Jubelfeier des Sedantages wurde ähnlich begangen. Im Jahre 1881 war es so weit, daß die Wohlbacher, die sich eine eigene Schule erbaut hatten, aus der Stöppacher Schule ausschieden. Wir finden darüber folgende Sätze: „Am Mittwoch, den 13. April 1881: Abschied der Schüler von Wohlbach und Hohenstein, was traurige Herzen verursachte. Stöppach verlor 26 Schüler."

Fickel hat die Weihefeier der Wohlbacher Schule ausführlich festgehalten, sämtliche Schulspaziergänge (anfangs noch gemeinsam mit den Wohlbachern) erwähnt und selbst Notizen über Ereignisse in der großen Politik, im Herzogs- und Kaiserhaus, vor allem aber über die Witterung gemacht. Da liest man: „Donnerstag, 7. Juli 1882, betrachtete der Lehrer nachts mit den Schülern den am nördlichen Himmel stark sichtbaren Kometen." - „In Buchenrod wurde am Montag, 14.Juli 1884, Witwe
Margarete Bräutigam nebst ihrem ältesten Sohn Carl durch einen Blitzstrahl getötet." „Donnerstag, 21.Juli 1886, entlud sich ein furchtbares Gewitter mit schauerlichem Hagelschlag über unsere Gegend. Ein orkanartiger Sturm brachte Schloßen in der Größe von Taubeneiern. Einige Schulfenster wurden zerschlagen." Kantor Fickel hat auch jenes schwere Gewitter aufgezeichnet, dem am 5. August 1890 beinahe zwei Kinder zum Opfer gefallen wären, ein Ereignis, von dem die Alten noch heute erzählen: „Vier Blitzstrahlen fuhren in die südliche Dachspitze desWohnhauses von Maurer Eduard Goller und betäubten zwei am Tische sitzende Knaben. Durch rasche Hilfe seitens der Nachbarn und des Arztes Dr. Märzen in Untersiemau kamen sie wieder zum Leben. Dieses Erlebnis war also ein glückliches Unglück zu nennen." — Der große Schrecken, den dieser Blitzschlag im Dorf ausgelöst hatte, kommt in folgendem Eintrag zum Ausdruck: „Mittwoch, 6. August (also schon am Tag nach dem Vorfall), wurde durch Herrn Hoflieferanten und Elektrotechniker H. Zeidler, Coburg, ein Blitzableiter auf die hiesige Schule gemacht." Kantor Fickel teilte die Sorgen und Nöte der Landleute. Das beweisen am besten solche Einträge: „1888 war die Heuernte sehr gut, die Getreideernte fast gut, die Grummeternte nichts, die Kartoffelernte ziemlich gut." — „10. Juli 1893: Land und Stadt schreien nach Regen, Vieh fast preislos, viel geschlachtet, Fleisch sehr billig. Alle Geschäfte und Gewerbe stocken. Der Gesundheitszustand der Kinder ist trotz der abnormen Witterung gut. Der Herbst hat noch sehr viel Grünfutter gebracht. Weihnachten wurde Grünes gefüttert." Der 22. April 1897 wurde für Kantor Fik-kel ein Festtag, denn es waren 25 Jahre verflossen, seit er in Stöppach seinen Einzug gehalten hatte. Schon um 5 Uhr brachte ihm die Coburger Militärmusik ein Morgenständchen. Nachmittags gab der Lehrer den Schulkindern bei seiner Schwägerin Anna Ritter (Gastwirtschaft) ein Fest. Um l Uhr zogen Lehrer und Schulkinder nach der Haarth, um die dortigen Schulkinder abzuholen. Dann ging es zurück zu Spiel und Tanz. Die Kosten des Festes trug der Lehrer, dessen silberne Hochzeit am 12.1. 1898 die Militärkapelle wieder vor der Stöppacher Schule in Tätigkeit sah. Ein Ereignis für die Schulkinder war die Eröffnung der Itzgrundbahn am Montag, 3. Dezember 1900. Kantor Fickel schreibt
  darüber mit der Genauigkeit des Chronisten: „11.22 Uhr Zug der 56 geschmückten Schulkinder mit Schulvorstand nach Meschenbach zur Eröffnungsfeier der Itz-grundbahn. S. Durchlaucht der Erbprinz Ernst zu Hohenlohe-Langenburg als Regierungsverweser hielt auf jeder Station kurze Ansprachen an Lehrer, Schultheißen etc. Nach kurzem Aufenthalt der Kinder in Meschenbach Feier im Ritterschen Saal. Rege Teilnahme seitens der Bevölkerung."

Kantor Fickel hatte auch einige Widersacher. Über die tragische Auswirkung von Meinungsverschiedenheiten berichtet er unter der Überschrift „Besondere Nachrichten".

Danach holte am 7. April 1902 der Landwirt A. K. seinen eben eingeführten Sohn aus der Schule, „weil der Lehrer kein Geschenk angenommen hatte". Am 10. Juli führte der gleiche Landwirt ein „Attentat" auf den Lehrer aus, indem er mit einer Haue nach ihm schlug. Der Täter wurde vom Schöffengericht Coburg über vier Monate ins Gefängnis geschickt und hatte noch erhebliche Kosten zu tragen. Ab 1899 taucht in Fickels Aufzeichnungen der Name des Schulrats Dr. Lotz auf, der die Schulen des Coburger Landes sehr förderte. Es fehlt auch der Eintrag nicht, daß der noch allen Älteren bekannte Landwirt Wilhelm Reißenweber am 28. Mai 1907 zum Schultheißen gewählt wurde.

Kantor Fickel ging 1911 in Pension und verbrachte seinen Lebensabend in Coburg (Raststraße), wo er am 26. Mai 1924 starb.
   

Andreas Stegner, Oberlehrer

Oberlehrer Andreas StegnerOberlehrer S t e g n e r wurde am 22. März 1864 in Ebersdorf b. Cbg. als siebentes von neun Kindern des langjährigen Schultheißen und Kleinhofbauern Johann Stegner geboren. Nach seiner Konfirmation bereitete ihn Pfarrer Krauß zwei Jahre für das Seminar vor. 1880 wurde er ins Lehrerseminar in Coburg aufgenommen, bestand 1884 die Abgangsprüfung und erhielt seine erste Anstellung in Wohlbach, wobei er auf sechs Wochen den Lehrer Petsch vertrat, der seiner Militärpflicht genügte. Am 24. Mai 1884 wurde Stegner zweiter Lehrer in Hassenberg und kam am 1. April 1888 nach Sülzfeld-Mährenhausen. Nach der Trennung dieser beiden Schulorte zog Stegner 1893 in die neuerbaute Schule in Mährenhausen ein. Als Kantor Fickel 1911 in Pension ging, kam Oberlehrer Stegner war ein anerkannter Schulmann. Er gehörte zu den Coburger Lehrern, die von der Oberbehörde in Bay-reuth persönlich qualifiziert wurden. Kreisschulrat Storch schrieb im Anschluß an den Besuch der Stöppacher Schule am 11. März 1922: „Hauptlehrer Stegner ist ein Schulmann, in dem sich anerkannter Fleiß mit einem das Mittelmaß weit überragenden Lehrgeschick vereint findet; da er außerdem beste Erziehungseigenschaften besitzt, ist der Stand der Schule nach jeder Richtung hin hochbefriedigend."

Stegner war ein Mann des Ausgleichs, der über seine Arbeit in der Schule hinaus unentwegt an der Dorfgemeinschaft baute; im Krieg scheute er sich nicht, im blauen Bauernkittel in der Landwirtschaft mit zuzupacken. Ein Eintrag in der Schulchronik charakterisiert sein Wollen am besten: „Wunsch und Bitte an meine liebe Schulgemeinde: Wirtschaftliche und poli-
Stegner nach Stöppach. tische Gegensätze gab es, gibt es und wird es geben; aber laßt es nicht so weit kommen, daß es zwischen Bauern und Handwerkern zu Feindschaften kommt. Verliert das Gefühl der Zusammengehörigkeit nicht. Ihr Handwerker lernt einsehen, daß es kaum einen Beruf gibt, der so viel Hingebung, Mühe und Anstrengung erfordert wie der des Landwirts. Bauern, lernt einsehen: auch der Arbeiter und Handwerker ist ein Mensch und hat ein Recht auf ein menschenwürdiges Dasein. Ein jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert. Schätzt eure Arbeit — aber unterschätzt auch nicht die geistige, die Arbeit in der Schule!" Oberlehrer Stegner verbrachte seinen Lebensabend zunächst in seiner Geburtsheimat Ebersdorf b. Cbg. und dann in Neustadt, wo seine Tochter Emma verheiratet war. Er starb am 2. November 1939; seine zweite Gattin Alwine folgte ihm am 4. Oktober 1942 im Tode nach.

Hermann Mauer, Rektor

Rektor Hermann Mauer
Rektor Hermann Mauer neben der Pappelallee unbefahrbar

Rektor Hermann Mauer war ein Lehrer, der noch heute in Stöppach-Haarth hohe Wertschätzung genießt, obwohl er nur fünf Jahre in Stöppach gewirkt hat. 1930 wurde er nach Bamberg versetzt, wo er jetzt als Rektor tätig ist. Er hatte am 27. November 1899 in Neustadt bei Co-burg als ältester Sohn eines Klempnermeisters das Licht der Welt erblickt. „Mit fünf Geschwistern hatte ich die mütterliche Liebe und die väterlichen Hiebe zu teilen", vertraut er dem Schulbuch an. 1914 kam er auf das Coburger Lehrerseminar. Er wurde 1917 Soldat, lernte Anfang Mai die Bitternis des Krieges an der Westfront kennen und wurde am 16. August 1918 durch Schuß in die Schulter verwundet. Aber lassen wir Hermann Mauer selbst reden. Auf unsere Bitte hin hat er unter dem 1. Juni d. J. folgenden Beitrag für die Erinnerungsschrift übersandt: Der Anregung des vor der Pensionierung stehenden Oberlehrers Andreas Stegner nd eigenen Wünschen folgend, bewarb ich mich im Sommer 1925 um die frei werende einklassige Schulstelle Stöppach. ,Unter der Zustimmung des Schulrats und der Regierung wurde ich als junger Hilfs- lehrer mit Wirkung vom 1. September des gleichen Jahres von Grub am Forst in das freundliche Dorf zwischen Itz und Schloß Hohenstein versetzt.
Dort hatten die beiden Gemeinden Stöppach und Haarth bei Beratung durch Oberlehrer Stegner inzwischen mit Aufwand beträchtlicher Mittel nicht nur das Schulhaus innen und außen neu richten lassen, sondern auch durch Anbau von Schüleraborten, Herrichtung eines Pausenhofes und Erstellung eines besonderen Zugangs für das Klassenzimmer ihre erstaunlich gutwillige Gesinnung für Schule und Lehrer unter Beweis gestellt.
Bei der Übersiedlung wurde ich mit Frau und kleiner Tochter durch Landauer abgeholt und von den beiden Bürgermeistern im Namen der Schulsprengel-Gemeinden herzlich begrüßt. Unter solchen Umständen vollzog sich die Eingewöhnung in die neuen Verhältnisse rasch. Die gut sechzig Köpfe zählende Kinderschar zeigte sich vom Vorgänger als in jeder Beziehung gefördert, der Schulvorstand vernünftigen Neuerungen zugetan. So konnte im Unterricht das Lehrgespräch eingeführt, die Eigentätigkeit der Kinder weitgehend mit dem Lernvorgang verknüpft, die Lehrmittelsammlung und die Schülerbücherei ausgebaut, die erste Nähmaschine des Landkreises für den Handarbeitsunterricht beschafft und — gemeinsam mit Scherneck und Wohlbach — ein leistungsfähiges Epidiaskop angekauft werden, öfters fanden sich junge Lehramtsanwärter mit ihrem Fortbildungsleiter als Hörer in der Schule ein.
Die Pflichtstundenzahl betrug damals 30, wozu noch 4 Stunden „Sonntagsschule" für die 14- bis 16jährigen Mädchen und Burschen kamen. Auf Vorschlag Stöppachs wurde jedoch bald eine Art erste Mittelpunktschule für diese jungen Leute in Scherneck geschaffen. Dort erteilten die Lehrkräfte von Scherneck, Wohlbach und Stöppach im jährlichen Wechsel den Fortbildungsschulunterricht. Auch in der Betreuung der 6- bis 14jähr .Mädchen bezüglich ihrer Ausbildung in den weiblichen Handfertigkeiten konnte eine Änderung herbeigeführt werden. Hatten bis 1927 die Leh-
rersf rauen im Stöppacher Schulhaus Handarbeitsunterricht erteilt, so übernahm diesen nun die ausWürzburg stammende Fachlehrerin Frl. Thea M a i e r. Diese nahm sich mit großem Eifer und anerkennenswerten Erfolgen der weiblichen Jugend in Sticken und Stricken, in Stopfen, Nähen und Flicken, in Ausbesserung und Neuanfertigung von Wäsche und Kleidungsstücken an.
Die Verbindung mit den Eltern wurde unter Vermeidung jeder Aufdringlichkeit sorgfältig gepflegt. Hausbesuche und Aussprachen bahnten gegenseitiges Verständnis an. Auf wohlbesuchten Elternabenden bei den Gastwirten Bleitner und Ritter erfreuten die Schulkinder durch Märchenspiele, Gedichte und Gesang ihre Gäste. Die jährlichen Kinderfeste, abwechselnd in Stöppach und Haarth abgehalten, verknüpften Dorfbevölkerung und Lehrersleute. An den Schulwanderungen nahmen Eltern gerne teil. Die Ausstellung von Handarbeiten und Zeichnungen wurde rege besucht. Infolgedessen gestaltete sich das Verhältnis zwischen den Einwohnern beider Gemeinden und der durch einen Sohn vergrößerten Lehrerfamilie wohltuend gut. Nicht zu vermeidende gelegentliche Unstimmigkeiten, die aus Erziehung und Unterricht entsprangen, konnten immer wieder bald behoben werden. Ein zu neuem Loben erweckter Gesangverein trug viel zur Überbrückung politischer Gegensätze im Schulsprengel bei. Deutschnationale Bauern und sozialdemokratische Arbeiter saßen hier einträchtig zusammen, beispielhaft für manche zerspaltene Gemeinde im Umkreis. Nikolaus Blümlein, Karl und Hermann Hildenstein aus Stöppach, Emil Blumenröder aus Haarth machten sich hierbei besonders verdient. Im Winter wurden an die wöchentlichen Proben Leseabende angefügt, zu denen nicht wenige Frauen mit Strickstrumpf und Stopfholz als Zuhörerinnen erschienen. Über Gerstäcker, Löns („Die Häuser von Ohlenhof", „Der Wehrwolf"), Scheffel ("Eckehardt") und Watzlik („Aus wilder Wurzel") konnte bis zu einzelnen Novellen von Storm vorgedrungen werden.Ungezwungen und herzlich gestaltete sich der Verkehr mit der unmittelbaren Nachbarschaft. Ohne irgendeinen der Stöppacher und Haarther hintansetzen zu wollen, gedenke ich in Dankbarkeit des damals schon hochbetagten Landwirts Johann Oester, des Bürgermeisters Wilhelm Reißenweber, der alten Ritters-Großmutter, des Landwirts Emil Geiger und des Bürgermeisters Brückner, Haarth. Nach fünfjähriger Tätigkeit in Stöppach wurde ich an die evangelische Schule nach Bamberg versetzt. Der Abschied fiel nicht nur mir, sondern auch meiner Familie schwer, vor allem den beiden Kindern. Ihnen war ja das Dorf zur lieben Heimat geworden. Ich verließ einen Schulsprengel, dessen bildungsfreundliche Haltung mustergültig war und an dessen Menschen, ob sie bereits aus dieser Welt geschieden sind oder in ihr noch rüstig wirken, ich gerne und mit den besten Wünschen zurückdenke." —

Mauers Tochter Gisela kam nach dem Zweiten Weltkrieg für einige Jahre als Lehrerin an die Stöppacher Schule, wirkte also da, wo sie ihre erste Kindheit verlebt hat und wo einst ihr Vater Lehrer war.



Lehrer Carl Ferdinand Höhn

Lehrer Carl Ferdinand Höhn
Lehrer Carl Ferdinand Höhn Repro / Foto: Heinz Stammberger

Carl Ferdinand Höhn, Lehrer

Lehrer Hofmann
Lehrer Hofmann Repro / Foto: Heinz Stammberger

Lehrer Carl Ferdinand Höhn
ist am 3. April 1900 als zweiter Sohn des Oberlehrers Fritz Höhn in Coburg geboren. 1910 trat er ins Coburger Gymnasium ein, 1917 erfolgte sein Übertritt ins Lehrerseminar. 1918 mußte Höhn erstmalig
Soldat werden. 1921 machte er sein Abitur, war dann Schulamtsbewerber in Coburg, Dorf les, Streitberg und Altenplos, bevor er 1925 in Bayreuth sein Staatsexamen machte, um 1926 Lehrer in Mönchröden zu werden. Am 1. Dezember 1930 zog Lehrer Höhn ins Stöppacher Schulhaus ein. In seine Zeit fiel die 75-Jahr-Feier der Schule; der Festabend am 5. November 1937 vereinte im Ritterschen Saal alte und junge Schüler, die in Gegenwart der Bezirksschulräte Feyler und Bock sowie des Bezirksoberamtmanns Denier eine vom Orchester und Quartett des Lehrergesangvereins bestens gestaltete Feier erlebten. Leider sind von Lehrer Höhn nur wenigAufzeichnungen vorhanden, da ihm in derHitlerzeit infolge vielseitiger Beanspruchung nur wenig Zeit blieb. Seinen Eintrag: „Meine Lebensbeschreibung erfolgt in absehbarer Zeit" liest man mit Wehmut; denn während daheim seine Frau Nelly und die Tochter Christa ihre Wohnräume in der Stöppacher Schule mit nicht weniger als zehn, ja zwölf Flüchtlingen teilten, starb Lehrer Höhn einen tragischen Soldatentod. Er war bei Kriegs
ende auf der Halbinsel Heia in das Lager Prokowskoe in der Nähe von Moskau gebracht worden. Aus zahlreichen Gedichten, die er in seinem bitteren Dasein hinter russischem Stacheldraht schuf und die ein Leidensgenosse Lehrer Hohns seiner Witwe übersandte, spricht die tiefe Sehnsucht nach der Heimat, die er nicht wiedersehen sollte. Bei seinen Schülern
und in der Schulgemeinde bleibt er unvergessen.
Nach dem unglückseligen Zweiten Weltkrieg wurde das Schulhaus zunächst Zufluchtsstätte für mehrere Flüchtlingsfamilien. Am 15. 10. 1945 konnte der Unterricht für die Klassen l—4 (44 Schüler) wieder beginnen. Lehrer Helmut Reichelt aus Freiburg i. Sa. übernahm die schwere Aufgabe, Ordnung in die Schulverhältnisse zu bringen. Am 29. 10. 1945 begann der Unterricht für das 5.—8. Schuljahr mit 26 Schülern. Jedoch schon am 12.11. 1945 wurde Herrn Reichelt die Unterrichtsgenehmigung durch die Militärregierung entzogen. An seine Stelle trat Lehrer Ludwig Keller, der an der Stöppacher Schule bis zum 6. 4. 1948 blieb. Da die Schülerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg laufend stieg, wurde die Schule mehrere Jahre hindurch zweiklassig (d.h. 1.—4. Jahrgang und 5.—S.Jahrgang für sich) geführt.
Als zweite Lehrkräfte waren an unserer Volksschule tätig: Lehrer Gustav Klein (1.5.47 bis 16. 10. 47); Lehrerin Gisela Hering geb.
Mauer (8. 12. 47 bis 31. 8. 50; Lehrer H o f mann (16.6.52 bis 31.7.54). Lehrer Hofmann schreibt über seine Stöppacher Zeit: „Ich war gerne Lehrer einer wirklich aufgeschlossenen Klasse".
In der Zwischenzeit sank die Schülerzahl, und die Schule wurde wieder einklassig.
Den Handarbeitsunterricht hatte am 15. 3. 1947 die Handarbeitslehrerin Gunthild Gockel übernommen. Ein Jahr später löste sie die Handarbeitslehrerin K ü n z e l aus Grub ab, doch nach einer Unterbrechung von drei Jahren wurde Stöppach wieder in den Arbeitskreis von Frau Gockel eingegliedert. Seit dem Schulneubau in Untersiemau vor drei Jahren erhalten Stöppachs Mädchen (8. Schuljahr) in der dortigen Schulküche Unterricht in Hauswirtschaft und Kochen.

Lehrer Schwabe

Stöppach, Lehrer Johannes Schwabe
Stöppach, Lehrer Johannes Schwabe Lehrer und Rektor Johannes Schwabe in der ehemaligen Volksschule Stöppach. REPRO: Heinz Stammberger

Lehrer Johannes Schwabe
trat ebenso wie seine Nachkriegs-Vorgänger kein leichtes „Erbe" an. Die Katastrophe des Krieges und noch mehr der Zusammenbruch des Dritten Reiches hatten nicht zuletzt die Schule in Mitleidenschaft gezogen. Das wirtschaftliche Chaos, das sich insbesondere in dem brutalen Währungsschnitt ausdrückte, machte jeden von uns, also auch die Gemeinden, arm. Die Schul-und die Wohnverhältnisse, die die Familie des Lehrers antraf, waren bestimmt nicht erfreulich.
Aber lassen wir den heute in Ahorn wohnenden Lehrer JohannesSchwabe reden, der uns in dankenswerter Weise unsere Bitte um einen Beitrag für die Erinnerungsschrift
ebenfalls erfüllt hat.
„Im Frühjahr 1948 zog ich mit Frau und zwei Buben ins Stöppacher Schulhaus ein, nachdem die Stelle des Schulleiters im Herbst 1947 durch den Tod des Lehrers Klein freigeworden und mir nach meiner Bewerbung durch die Regierung von Oberfranken zugewiesen worden Auf der Höhe zwischen Scherneck und Stöppach wurden wir von der Lehrerin Frl. Mauer mit den Schulkindern und einigen Herren des Gemeinderats abgeholt und zur Schule geleitet. Hier wohnten bereits Frl. Mauer und Frau Klein, die Witwe des vorherigen Schulleiters, sowie das Flüchtlingsehepaar Kleiber.
Wie sahen die Schulverhältnisse aus? Für meine ersten Schüler war ich der 13. Lehrer (!}, der sie unterrichtete. Im einzigen Klassenzimmer, in dem der berühmte Schichtunterricht gehalten werden mußte, standen die den Alten noch wohlbekannten achtsitzigen Bänke, wackelnd und ächzend. An Anschauungsmitteln gab es einen defekten Flaschenzug, ein Barometer ohne Quecksilber, einige Lehrbücher aus der Gründungszeit der Schule und drei oder vier ebenso alte Bilder. Bücher und Bilder aus der jüngeren Vergangenheit waren auf Befehl der Besatzungsmacht vernichtet worden. Das Schulhaus selbst befand sich baulich in einem denkbar schlechten Zustand.
Schritt für Schritt wurde die Einrichtung und Ausstattung der Schule ergänzt. Jahr um Jahr wurden heiße Kämpfe bei der Erstellung des Schuletats ausgefochten. Wir schufen uns eine Hand- und Nachschlagebücherei für einen den neuen Anforderungen entsprechenden Unterricht, dazu eine kleine Schulbücherei, einen Sandkasten mit dem nötigen Zubehör. Wir bekamen neue Tische und Drehstühle, neue Wandtafeln, und schließlich wurde das Klassenzimmer umgestaltet, indem die Straßenfenster vermauert und die Schulseite zum Hof mit großen Fenstern ausgestattet wurde. Der zunehmende Autoverkehr und der Schichtunterricht der zwei Klassen machten dies auch unbedingt erforderlich.
Nicht immer war es leicht, den Gemeindekassen die nötigen Geldmittel abzuringen, besonders, wenn es um dringende Reparaturen an der Dienstwohnung ging, an der 15 Jahre lang nichts geschehen war. Aber schließlich wurden die lebensgefährlichen Treppenstufen ausgemerzt, die Küche trockengelegt und der uralte Herd erneuert; ja, selbst das zur Dienstwohnung gehörende Bad, das in der Nachkriegszeit als Notküche für Flüchtlinge gedient hatte, konnte wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden. Durch die Reparaturarbeiten, die jedes Jahr andere Handwerker und damit Unruhe ins Schulhaus brachten, wurden lediglich die gröbsten Schäden behoben; gegen das „Stau-Hochwasser" im Keller war noch kein Kraut gewachsen, und eine „Villa", wie ein Gemeinderat meinte, entstand auf diese Weise noch lange nicht. Erfreulich aber, daß schließlich ein zweiter Klassenraum geschaffen und meinem Nachfolger ein nettes Lehrerwohnhaus gebaut wurde.
Erwähnt sei, daß es auch gelang, das „Binsig" als Turn- und Sportplatz für die Kinder freizumachen.
Allen, die in den Jahren von 1948 bis 1956 Schüler waren oder als Eltern oder sonst wie mit der Schule zu tun hatten, werden die jährlichen Feste, das Kinderfest, Weihnachts- und Theaterabende, unvergeßlich sein, die zusammen mit den jeweiligen Kollegen — am Anfang Frl. Mauer, von 1952 an Herrn Hofmann und von 1954 an Herrn Heuer — gestaltet wurden. Nicht vergessen seien die Wanderungen in die nähere oder weitere Umgebung und die Fahrten durch unser schönes Bayernland: Fichtelgebirge mit Ochsenkopf-Wanderung und Luisenburg, die Rhön, das Altmühltal mit Kloster Kelheim, der Befreiungshalle und der Walhalla. Krönung aller Fahrten aber war wohl die Dreitagefahrt in die Alpen. Entsinnt Ihr Euch der schönen Fahrt auf der Autobahn bis München, dann an den Ammersee; die Olympiastaße hin nach Garmisch, Große Olympiaschanze und Wanderung durch die Partnachklamm, Besuch der Partnachalm mit „Eselsmuich"? Laßt Euch des schönen Morgens erinnern, als wir weiter nach Mittenwald fuhren zum Geigenbauer; denkt an den stillen Walchensee, wandert noch einmal in Gedanken auf den Herzogsstand und stolpert auch wieder herunter! Über den Starnberger See ging es hinein in die Großstadt München, hinein in den Kopf der ,Bavaria,' hinein ins interessante Deutsche Museum und zum Abschluß hinein ins Hofbrauhaus.
Verschweigen mag mein Bericht einige unerfreuliche Dinge, wobei ich die Interessen der Lehrerschaft vertreten mußte. Nehmen wir als positives Ergebnis dieser Bemühungen, daß sich bei den Verantwortlichen die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß es klug ist, dem Lehrer auf dem Dorf seinen nicht immer ganz leichten Dienst durch ein gewisses Entgegenkommen auch in privaten Dingen anziehend zu gestalten; nur so ist auf die Dauer Stete und Ruhe im Schulbetrieb — zum Segen für die Kinder — zu erhalten. Mit zwei Buben waren wir 1948 in Stöppach eingezogen; es gesellten sich noch zwei Mädchen und ein Bübchen dazu. Leider war der untere Teich (der nunmehr zugeschüttet ist) nicht mit einem Zaun gesichert gegen Unglücksfälle. Einem solchen fiel am 23. Mai 1956 unser kleiner Lothar zum Opfer, als er in einem tragischen Augenblick zur Gartentür hinaus-, in den Teich hineintappte und ertrank. Man wird es wohl verstehen, daß unseres Bleibens an der Unglücksstätte nicht mehr allzulange sein konnte. Ich absolvierte noch ein Jahr Studium in München und begann am 1.9. 57 meinen Dienst an der Staatl. Mittelschule in Coburg. Im August 1958 wurde meine Wohnung in Coburg bezugsfertig, und ich konnte dem Schulhaus Stöppach endgültig Lebewohl sagen. Bleibt mir zum Schluß festzustellen, daß ich während meiner Dienstzeit an der Stöppacher Schule ehrlich bemüht war, das Beste für die Schule und die Kinder zu leisten, daß ich mit den Erfolgen zufrieden sein konnte und daß mir meine Vorgesetzten ihre Anerkennung nicht versagten.
Allen Nachbarn und Einwohnern, denen ich für freundliche Hilfe und Beistand in schlechten Zeiten auch an dieser Stelle danke, wünsche ich genau wie der Schule, ihren Lehrern und Schülern für die Zukunft alles Gute und Männer und Frauen in verantwortlicher Stellung, die sich in ihren Entscheidungen für die bestmögliche Ausbildung der Jugend einsetzen."

Dieter Heuer, Lehrer

Lehrer Dieter Heuer
Am 3. 9. 1956 wurde Lehrer Schwabe zu einem Mittelschullehrgang nach München beurlaubt. Die Vertretung der Schulleitung übernahm der aus Coburg stammende Lehrer Dieter Heuer, der im August 1954 von Ottengrün (Frankenwald) nach Stöppach gekommen war und die Stelle des Lehrers Gerhard Hofmann übernommen hatte. (Lehrer Hofmann war im August 1954 nach Weißenbrunn a. F. versetzt worden.) Als zweite Lehrkraft kam Lehrer Z e m k e 1956 nach Stöppach, der die Jahrgänge 5—8 führte und 1957 in die Schule Wohlbach eingewiesen wurde. Das Kinderfest mußte in diesem Jahr wegen Kinderlähmungsgefahr ausfallen. Am 1. 9.1957 übernahm Lehrer Heuer die Jahrgänge 5—8 und wurde am 1.10.1957 Schulleiter. Die Jahrgänge l—4 betreute Lehrerin Hannelore F e c h n e r aus Coburg. Kinderfeste und Elternabende konnten in gewohnter Weise durchgeführt werden.
Die Schule wurde in diesem Jahr mit einer neuen Blitzschutzanlage versehen (Preis 750 DM). Sehr nachteilig für den Sportunterricht wirkt sich das Fehlen eines Sportplatzes aus. (Vom bisherigen Platz, dem „Binsig", wurde über die Hälfte verkauft.)
Vom 1. 8. 1959 an wurde Lehrerin Hannelore Fechner nach Wilhelmstal bei Kronach versetzt. An ihre Stelle trat am 3. 9. 1959 Lehrerin Erika Fechner aus Coburg. Im August 1959 gelang es endlich, den jahrelangen Schichtunterricht zu beseitigen. Nach vielen Verhandlungen konnten die drei Räume der ehemaligen Dienstwohnung nach einem Plan von Architekt Arno Carl (Stöppach) in einen zweiten Schulsaal umgebaut werden. Dank und Anerkennung gebührt Bürgermeister Richard. Schramm, der keine Arbeit scheute, bis der zweite Schulsaal Wirklichkeit geworden war. Er und Lehrer Heuer mußten zweimal zur Regierung nach Bayreuth, um die endgültige Genehmigung für den Bau zu erhalten. Am meisten freuen sich die Schulkinder, die nun nicht mehr nachmittags zur Schule gehen müssen.
Im November 1959 konnte das neue Klassenzimmer feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Es wurde mit Schulmöbeln der Firma Albert Menger, Stoffelsmühle, und mit einem Kohleofen ausgestattet (Gesamtkosten 13000 DM). Die restlichen Räume der Lehrerdienstwohnung wurden von der Familie Welzel
bezogen. (Frau Welzel übernahm die Reinigung der Schulzimmer.)
In der Sitzung am 26. 9. 1958, in der die Errichtung des zweiten Klassenzimmers beschlossen worden war, wurde gleichzeitig der Beschluß gefaßt, ein Lehrerwohnhaus mit zwei Dienstwohnungen zu bauen. Nach vielen Verhandlungen gelang es, die Arbeiten so weit voranzutreiben, daß am 29.11. 1960 mit dem Ausbaggern begonnen werden konnte. Besonderer Dank gebührt dem Landwirt und 2. Bürgermeister Eduard Zetzmann, der in freundlicher Weise seine alte Scheune abriß und das Grundstück dem Schulverband zur Verfügung stellte. Dadurch konnte für das neue Lehrerwohnhaus der nötige Platz gewonnen werden. Die Pläne fertigte Architekt Völker (Coburg) an. Am 27.1. 61 feierten die Gemeinden das Richtfest in
der Gastwirtschaft Hauck (Stöppach). Die Arbeiten wurden nach einer Ausschreibung wie folgt vergeben: Angermüller, Untersiemau (Maurerarbeiten), Ernst Seiler, Scherneck (Zimmererarbeiten), Hermann Walther, Grub (Dachdeckerarbeiten), Friedrich Fleischmann, Stöppach (Klempnerarbeiten), Heinrich Gutberiet, Creidlitz. (Elektroarbeiten), Wilhelm Kob, Stöppach (Schreinerarbeiten), Heinlein, Haarth (Malerarbeiten), Heyn, Oberfüllbach (Fliesenarbeiten). Von der Firma Nötscher, Coburg, wurde die Wohnung mit Ölöfen (zentrale Versorgung) ausgestattet. Die Gesamtbaukosten des Lehrerwohnhauses beliefen sich auf 78 000 DM. Durch die Unterkellerung des gesamten Hauses war es möglich, für die Schuljungen Werkräume zu schaffen, die mit Tischen und Neonbeleuchtung ausgestattet werden konnten. In diesen Räumen können die Schulkinder nach Lust und Laune werken und basteln.
Am 8. 8.1961 bezog Lehrer Heuer mit seiner Familie das Lehrerwohnhaus, für dessen Bau sich Bürgermeister Schramm in aufopfernder Weise einsetzte. Den beiden Schulgemeinden aber gebührt Dank dafür, daß sie die finanziellen Voraussetzungen schufen. Im Mai 1962 wurden die Grünanlagen durch die Gärtnerei Schröder (Coburg) angelegt.
Dem Lehrerwohnhaus fiel der alte Schulhof zum Opfer; der Schulverband mußte für einen neuen Schulhof Sorge tragen. Man wählte den alten Schulgarten hinter der Schule. An vielen Arbeitstagen gelang es den Stöppacher Männern, denen allgemeiner Dank gebührt, einen schönen, trockenen Pausenplatz für die Kinder zu schaffen. Gleichzeitig zog man um das ganze Grundstück einen Drahtzaun und setzte vor die Schulfenster Blumenkästen. Wohlgerüstet kann nun unsere Volksschule ihren 100. Geburtstag feiern.

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